Sie ist nicht die älteste, seltenste oder teuerste Briefmarke der Welt, aber sie ist mit Abstand die Berühmteste:
Die Blaue Mauritius
Im Jahr 1847 wurde sie, zusammen mit ihrer roten „Schwester“, auf Mauritius herausgegeben und ist bis heute das Highlight für jeden Briefmarkensammler.
Aber auch für Laien auf dem Gebiet der Philatelie ist die Blaue Mauritius ein Begriff, was sie zu der wohl bekanntesten Briefmarke der Welt macht. Bis heute existieren noch insgesamt 12 der ehemals 500 herausgegebenen Exemplare. Diese haben, je nach Erhaltungszustand, einen Wert von bis zu 1.000.000 Euro.
Die Besonderheit der Blauen Mauritius ist nicht unbedingt ihr Motiv, welches das Profil der britischen Königin Victoria zeigt. Vielmehr ist es der Mythos, der sich um ihre Entstehung rankt, der das Geheimnis dieser Briefmarke ausmacht.
Der Mythos ihrer Entstehung – Absicht oder Fehldruck?
Dem Vorbild von Großbritannien folgend, wurde 1847 auch auf Mauritius die Ausgabe von zwei Briefmarken angeordnet: der roten (One Penny) und der blauen (Two Pence) Mauritius.
Die rote Briefmarke war dabei für den Postverkehr auf der Insel selbst, die Blaue für den Postverkehr außerhalb Mauritius‘ gedacht.
Der Mythos, der sich um die Blaue Mauritius rankt hat größtenteils mit dem Aufdruck „Post Office“ zu tun, der sich am linken Rand der Briefmarke befindet. In späteren Auflagen wurde dieser durch den Aufdruck „Post Paid“ ersetzt und macht die erste Serie deshalb so einzigartig.
Es stellt sich bis heute die Frage, ob die Bezeichnung gewollt war oder ob es sich bei den Briefmarken der ersten Serie um Fehldrucke handelt.
Beispielsweise wird vermutet, dass der Aufdruck ein Fehler des Graveurs Joseph Osmond Barnard war, der nicht mehr behoben werden konnte, weil die Frau des Gouverneurs William Gomm die Briefmarken rechtzeitig für ihre Einladungen zu einem Kostümball benötigte. Außerdem halten sich weitere Gerüchte, nach denen der Graveur schwerhörig, vergesslich oder sogar halb blind gewesen sein soll und aus einem dieser Gründe den falschen Text graviert habe.
All das kann heute nicht mehr eindeutig nachvollzogen werden, zumal ein aufgefundener Brief von James Stuart Brownrigg, dem Auftraggeber zur Herstellung der Briefmarken, aufgetaucht ist, der belegen soll, dass der Aufdruck „Post Office“ absichtlich gewählt wurde.
Auf den Wert der Blauen Mauritius hat dieser Umstand heute aber keinen Einfluss mehr. Sie hat sich durch all die Geheimisse und Legenden, die sie umgeben und wohl niemals ganz aufgeklärt werden, im Laufe der Zeit zu einer der begehrtesten Briefmarken der Welt entwickelt.
Der wertvollste Brief der Welt – Der Bordeaux-Brief
Die Blaue Mauritius ist aber nicht nur einzeln beliebt und wertvoll, sie ist außerdem Teil eines der berühmtesten, begehrtesten und wertvollsten Objekte der Philatelie: dem Bordeaux-Brief.
Der Bordeaux-Brief ist nach der Briefmarke British Guiana 1 ¢ magenta das teuerste philatelistische Sammelobjekt. Er wurde zuletzt 1993 für ca. 5 Millionen Euro an einen unbekannten Bieter versteigert.
Einzigartig machen den Brief aber nicht nur die wertvollen Briefmarken, sondern auch die einzelnen Stempel, die die gesamte Route des Briefes von Mauritius bis Bordeaux dokumentieren.
Der Brief war insgesamt 85 Tage unterwegs und wurde dabei in Mauritius, England, Boulogne, Paris und schlussendlich in Bordeaux bearbeitet. Er beinhaltete die Wareneingangsbestätigung an einen Weinhändler, bei welchem der Bordeaux-Brief schließlich auch 1902 von einem Schüler wieder entdeckt wurde. Dieser veräußerte ihn ein Jahr später für umgerechnet ca. 170.000 Euro.
Der Bordeaux-Brief ist der einzige Brief der Welt, der sowohl mit einer roten als auch einer blauen Mauritius der ersten Serie frankiert ist.